Aus Schutz zur Liebe

"Ich verstehe" sagte er und hatte ungewollt von ihren Gedanken den Grund dafür erfahren.

Edward war etwas Besonderes. Er hatte die Gabe von jedem Menschen die Gedanken zu lesen. Darunter war sie keine Ausnahme. Die einzige Person, deren Gedanken verdeckt blieben, sind die Menschen mit den selben Genen.

Sie packte alles zusammen und schwieg. Sie stief aufs Pferd und wartete bis Edward soweit war. Wie vorher ritt sie hinter ihm und hielt die Umgebung in Sicht.

"Du machst mich ganz wuschig mit deiner ständigen Aufmerksamkeit. Legen wir einen Zahn zu....Sonst komm ich völlig fertig wieder zu Hause an."

Er ritt mit ihr im Galopp und sie waren bereits bei Sonnenuntergang bei Redgefield. Eine große Stadt mit tausenden Menschen und prachtvollen Gebäuden.

Sie ritt ihm weiter hinterher, hatte jedoch den Blick auf die ganzen Häuser. Die Menschen auf den Strassen sahen sie an und grüßten Edward.
Es war ihr unheimlich, jedoch zeigte sie keine Reaktion.

Im Schloss ritten sie in den Pferdestall um die Pferde hinein zu bringen. Sie gingen ins Schloss rein und Hiratasuka schwieg hinter Edward als wäre sie nicht da gewesen.

Edward grüße immer zurück, manchmal sogar mit Namen. Im Palast hatte er aber wieder die steife Haltung. Man sah, dass er einen Ruf zu verteidigen hatte. Er ging mit ihr direkt in den Thronsaal zu seinem Vater.

Er verbeugte sich leicht und nahm ihn dann in den Arm.

"Ich bin zurück, Vater. Ich habe Hiratasuka mitgebracht. Sie war die Beste ihres Dorfes und meiner mehr als würdig. Ich werde mich jetzt in meine Gemächer zurückziehen und mich, wie auch sie, neu einkleiden."

Der Vater und König musterte Hiratasuka. Er schien begeistert zu sein und stimmte Edward zu.
"Gut dann geht!" sagte er und lächelte.

Zusammen mit Edward ging Hiratasuka in Edward´s Gemächer und stand dann neben der Tür. Edward ging zum Schrank rüber und holte ein paar neue Sachen raus.

"Hier hast du ein paar neue Sachen. Dein Zimmer ist direkt gegenüber von meinem. Wache schieben musst du auch nicht. Hier läuft immer jemand über den Flur und schiebt die. Ruh dich also etwas aus. Die Tage werden anstrengend genug, ja?" sagte er bittend mit einem kleinen indirekten Befehl darin.

Man sah ihm die Sorge an, dass es der neuen Leibwächterin eines Tages zu viel werden könnte, wenn sie nicht hört.

Hiratasuka verbeugte sich um zu verstehen zu geben, das sie verstanden hat.
"Jawohl.." sagte sie und nahm die Sachen. Mit einer tiefen Verbeugung an der Tür ging sie rüber in ihr eigenes Zimmer und sah sich um. Für alle Fälle schloss sie die Tür nicht ab, auch wenn es gefahr bedeuten könnte, falls ein Wiedersacher kommen würde. Jedoch war es so einfacher um schneller zu Edward zu gelangen.

Sie ging ins Bad und lies sich Wasser ein. Sie zog sich aus und ging gleich in die Wanne um noch ein wenig mehr erholung zu finden. Trotz allem, vergas sie nie ihre Aufgabe - den Prinz um jeden Preis beschützen.

Ich bin froh, dass sie auf mich hört in dem Punkt. Es wird Zeit, dass ich auch ein Bad nehme. Ich rieche schon furchtbar...

Er ging ins Bad, mit frischen Sachen unterm Arm und lies sich ebenso Wasser ein. Ein Badeöl kam dazu, welches einen himmlischen Duft verbreitete. Genüsslich ließ er sich in das warme Wasser nieder und seufzte wohlig.

Nach allem, was in letzter Zeit los war, tut das hier wahnsinnig gut...

Einige Zeit verging in der er sich und die Haare wusch. Die nassen Haare, die im Moment schwarz wirkten, obwohl er ein dunkles Braun besaß, trocknete er mit einem Handtuch großzügig ab, wie auch den Rest seines Körpers. Da er nun in Sicherheit war und jetzt in Ruhe seiner Freizeit nachgehen konnte, zog er sich nur einen schwarzen Slip an, löschte das Licht, legte sich ins Bett und schaltete seine kleine Nachttischlampe an. Darunter lag ein altes, in Folie eingeschlagenes Buch, welches er nahm und noch ein wenig las. Die Stunden vergingen. Ohne das er es bemerkte, schlief er über dem Buch ein.

Laut den letzten Worten des Ältesten in Hiratasuka´s Dorf, sollte sie auf ihn achten in jeder Lebenslage.
Sie blieb nicht lange in der Badewanne und zog sich nach dem abtrocknen, die Sachen an, die ihr Edward zuvor gab.
Sie ging nochmal rüber und klopfte leise an, da aber niemand antwortete, ging sie einfach rein und sah Edward schlafend in seinem Bett. Hiratasuka deckte ihn zu und legte das Buch auf den Nachttisch, lies es jedoch auf der Seite aufgeschlagen, bei der Edward gelesen hatte, bevor er einschlief.

Zurück in ihrem Zimmer legte sie sich ins Bett und sah aus dem Fenster. Nicht lange beobachtete sie den Mond bis sie endlich einschlief.

Edward stand früh auch - noch vor seiner Leibwächterin. Während sie genüsslich schlief, trainierte Edward mit seinem Trainer die verschiedensten Kampfkünste. 2 Stunden später wachte sie auf, wo bereits die Sonne zu ihrem Fenster hinein schien. Es war ein bezauberndes Zimmer. Die Vorhänge waren aus dünnem seidenen Stoff, der durchsichig und weiß war, aber von außen keinen Einblick zu ließ. Die Schränke, wie auch die gesamte Aufmachung war sehr wertvoll.

Sie stand sofort auf, ohne etwas anderes zu tun, ging sie zu Edward´s Zimmer. Da er aber nicht dort war, suchte sie ihn und fand ihn auf dem Hof.
"Majestät..." sagte sie und zog ihn bei seite. Sie wusste nicht, das der Trainer nur ein Trainer war und stellte sich vor Edward um ihn zu beschützen.
Bereit zu einem Kampf gegen den Mann, nahm sie Edward´s Schwert und stellte sich in Angriffsposition.

Edward begann lauthals zu lachen. Als er sich beruhigte, legte ihr saft, mit einem Grinsen im Gesicht, die Hände von hinten auf die beiden Schultern.

"Guten Morgen, Hira. Schön das du wach bist, aber hier besteht keine Notwendigkeit des Schutzes. Darf ich vorstellen? Das ist Enrique, mein Kampftrainer. Wir machen das jeden Morgen, damit ich fit bleibe und mich verteidigen kann, wenn selbst du später deine Augen nicht überall haben kannst." erklärte er sanft und beruhigend.

Das schockierende war eher, dass das edle weiße Schwert, welches Edward in Händen gehalten hatte und mit Federn und anderen Details verschönert war, sich in Hiratasukas Händen veränderte. Das Schwert wurde stumpf, abgenutzt und sah um längen nicht mehr so prachvoll aus.

"Das ist Zao. Du kannst es leider nicht führen. Darf ich es wieder haben?" fragte er bittend.

In ihrem Dorf gab es viele Geschichten, die von Magie und mystischen Wesen handelten. Eine Legende davon war die der Seraphinen. Ein Seraphin war eines Gottes würdig, aber nicht auf dem selben Stand. Ein Gott kümmerte sich um die Erde, wie auch um den Himmel - die Wirtschaft und die Behütung / Umsorgung der Menschen waren dessen Aufgaben. Die Seraphinen waren die Schützlinge des Herrn. Sie waren überall im Volk vertreten und von Geburt an ihr Schicksal gebunden. Ein Seraphin konnte hierbei ein Prinz oder ein Bettler sein. Die Ehre hatten aber nur die jenigen, die ein reines Herz besaßen. Jeder von ihnen hatte aber eine Waffe, die nach außen wertlos schien, doch wenn sie sich Kampfbereit machten, würde sich diese ändern und zu einer schärfe gelangen, die niemand kannte - härter als Diamant und schärfer als es je ein Schleifbock hin bekommen könnte. Ebenso ging es in Hiratasukas Geschichte um Liebe und wie ein Mädchen, welches Arm auf der Straße lebte, zur Geliebten eines Seraphines wurde und nach vielen Hürden ebenfalls die Wiederauferstehung zu einem Seraphinen schaffte. Laut der Geschichte waren beide unsterblich, als sie einander hatten und liebten mit der ersten Vereinigung. Zuvor waren beide noch sterblich. Die Geschichte untermauerte nur das, was sie da gerade gesehen hatte.

Hiratasuka gab Edward sein Schwert wieder und verbeugte sich gegenüber Enrique. Die Verbeugung sollte als Entschuldigung dienen, da sie nur mit Edward reden würde.

Sie drehte sich zu Edward und sah ihn an, mit einer dicken Entschuldigung in den Augen. "Verzeiht..." sagte sie und verbeugte sich tiefer als bei Enrique.

Die Geschichte der Seraphinen hing Hiratasuka tatsächlich im Kopf, doch wagte sie es nicht aus zu sprechen. Sie war ihres Verdachtes nicht sicher und schwieg lieber, als ein weiteres Missverständnis aufkommen zu lassen.

"Ist schon in Ordnung" er sah sie sanft und verständnisvoll an. "Wenn du möchtest, kannst du erst einmal in Ruhe Frühstücken. Das wäre ok für mich, da ich hier sozusagen ohnehin Schutz durch meinen Trainer habe. Stress dich also bitte nicht. Übrigens: Vielen Dank für deinen hervorragenden Einsatz" sagte er schmunzelnd, hatte sichtlich gute Laune und das Schwert wurde wieder zu der schönen Waffe.

"Können wir?" sah er seinen Trainer an, der nickte und mit Edward weiter trainierte. Er hatte aber auch einen lieben Blick, bei ihrer Entschuldigung und nah diese ohne weiteres an.

Hiratasuka nickte und lies die beiden Männer allein weiter trainieren. Sie hatte wirklichen Hunger und sah sich nach der Küche im Schloss um.
Wo...

Sie irrte umher und kam in den Gemächern der Königin und des Königs an. Sie wurde etwas agressiv und ging zum Fenster. Hiratasuka konnte Edward und seinen Trainer sehen und sprang raus. Sie hielt sich an einem Seil fest und landete zwischen Enrique und Edward.

"O.o Hira... was..."

Er sah nach oben und versuchte ihren Weg zurückzuverfolgen.

"Mh... Küche nicht gefunden?"

Er spürte, dass sie Hunger hatte. Schon wie sie ihn ansah, verriet der Blick mehr als sie sagen konnte. Er steckte sein Schwert in die Scheide, welche er am Gürtel trug, danke dem Trainer und legte einen Arm um seine Leibwächterin.

"Suchen wir dir was zu essen" sagte er Schmunzelnd und tatsächlich - sie fanden die Küche, die nur eine Ecke herum war, wo sie vorbei gegangen war. Die Köchin mit dem Namen Saffa freute sich und fing sofort an, etwas vorzubereiten.

Es sah Absurd aus. Der Prinz eines reiches saß auf einem alten Küchenstuhl in einer abgenutzten Küche, in der die Lebensmittel in allen Ecken standen. Viele der Sachen kannte sie nicht einmal. Es dauerte auch nicht lang und der Tisch füllte sich mit den verschiedensten leckeren Speisen.

"Iss ruhig. Ich hab schon gefrühstrückt. Das ist ein All-you-can-eat-buffet extra für dich. Iss so viel du kannst und möchtest!" sagte er höflich.

Kaum hatte Edward das gesagt, schon war sie dabei zu essen. Es schmeckte ziemlich gut und sie schlang die Speisen geradezu hinunter.
Eine Stunde brauchte sie und die Teller die einst voll gepackt waren mit Speisen, waren leer. Hiratasuka hatte alles aufgegessen ohne auch nur einen Krümel übrig zu lassen.

Edward sah dem gelassen, aber auch mit einem kleinen Schreck entgegen, weil er das nicht erwartet hatte.

"Du hast einen gesunden Appetit" sagte er anerkennend.

"Ich muss heute noch in die Stadt. Ist das ok, wenn ich erstmal duschen gehe und mich umziehe?"

Mit dem letzten Würstchen im Mund sah sie ihn an und nickte nur.

Nach dem sie Edward zu seinem Zimmer begleitete, blieb sie neben seiner Zimmertür stehen und wartete darauf das er wieder raus kam.

Es dauerte nicht lang, bis Edward wieder raus kam. Er hatte frische Sachen an, welche aus feinem Stoff bestanden. Seine Haare waren noch leicht feucht, aber trocken genug, dass sie Form hatten. Sie hatten durch die leichte Nässe eine dunklere Farbe als normal.

"Da bin ich wieder. Tut mir leid, dass es ein wenig gedauert hat. Können wir oder brauchst du noch was?"

Hiratasuka drehte sich zu ihm. "Können gehen.." sagte sie in einem Flüsternden Ton, aber trotzdem noch leich verständlich.
Edward ging vorraus und Hiratasuka folgte ihm auf Schritt und tritt.

Er nahm ihre Hand und zog sie neben sich.

"Du darfst gern neben mir gehen. Mir stnd nicht der Sinn nach einer Beschützerin. Vielmehr brauche ich eine Vertrauensperson....eine gute Freundin, die ein wenig auf mich acht gibt. Entspann dich also bitte... Hier ist niemand deiner Familie..."

"aber..." begann sie und sah auf den Boden. Sie löste die Hand von Edward´s da es ihr etwas unangenehm war. Händchen halten mit dem Prinzen, das ging für sie überhaupt nicht.

Sie gingen durch die Strasse und Hiratasuka sah sich um. Alles nahm sie bis auf das kleinste Detail in Augenschein.

"Bin ich froh, dass heut Markttag ist. Du musst dringend lockerer werden." sagte er und ging mit ihr auf den Markt. Überall waren schöne Stände und Edward schien es bewusst auf einen abgesehen zu haben.

An einem Stand kauft er etwas, was sie nicht sah. Er drehte sich zu ihr und legte ihr ein kleines weiches Fellkneul in die Hände. Es war eine Babykatze, die nur wenige Wochen alt war.

"Ab jetzt, ist das dein Haustier. Pass gut auf sie auf. Sie brauch etwas Erziehung und viel Liebe."